Bandwaagen: Interview mit Ivo Mewes

In vielen Industriebereichen, wo große Mengen an losem Schüttgut über Förderbänder von einem Ort zum anderen transportiert und dabei mengenmäßig erfasst werden müssen, kommen Bandwaagen zum Einsatz. Da das Wägen des Schüttguts sowohl präzise als auch schnell vonstattengehen muss, ist eine leistungsfähige Wägeelektronik gefragt.

Damit Waagen- und Anlagenbauer die SysTec-Wägeterminals optimal einsetzen können, vermittelt der SysTec-Seminarleiter Ivo Mewes das entsprechende Know-how in Seminaren – auch zu Bandwaagen. Im folgenden Interview beantwortet er einige zentrale Fragen zum Thema Bandwaagen.

 

 

Welche Herausforderungen gibt es bei der Verwiegung von losem Schüttgut?

Die Verwiegung von Schüttgut wird dann zu einer Herausforderung, wenn die Menge so groß ist, dass sie nicht mehr auf einer herkömmlichen statischen Waage erfasst werden kann. Natürlich könnte man dann die Menge immer noch in Portionen aufteilen und beispielsweise auf einer LKW-Waage verwiegen und aufsummieren. Praktisch umsetzbar oder effizient ist dies sicher nicht. Wo etwa ein Schiff mit Getreide aus einem Silo beladen werden muss, ist das keine Option. Hier muss das Schüttgut auf dem Weg zur Verladestelle ohne Verzögerung gewogen werden.

Auch ist häufig die Integrierbarkeit in übergeordnete Prozesse der Produktion und Logistik gefordert. Widrige Umgebungsbedingungen sind die Regel – die Wägeelektronik muss also robust sein, wenn die Bandwaage in Häfen, in Kiesgruben, im Tagebau oder in LKW-, Schiffs- und Waggon-Verladeanlagen im Einsatz ist.

Aber auch in hygienisch sehr anspruchsvollen Umgebungen, wie im Lebensmittelbereich, werden gelegentlich Schüttgüter mit Bandwaagen verwogen. Die SysTec-Wägeterminals sind auch hier aufgrund ihrer IP69K-Schutzklasse und höchster Verarbeitungsqualität bestens geeignet.

Was ist das Charakteristische an einer Bandwaage?

Anders als bei einer statischen Waage wird das Gewicht bei einer Bandwaage dynamisch, also in Bewegung erfasst. Dabei muss neben der Auswertung des Wägezellensignals auch noch die Bandgeschwindigkeit gemessen werden. Hierzu wird an der Umlenkrolle bzw. an einem eigens dafür angebrachten Laufrad ein Drehimpulsgeber montiert, der die Bewegung des Bandes exakt erfasst.

Das Wägezellensignal liefert auf die Länge der Wägestrecke bezogen die sogenannte Bandbeladung in Kilogramm pro Meter. Der Drehimpulsgeber liefert über die Zeit die Bandgeschwindigkeit in Meter pro Sekunde. Beides zusammen ergibt dann nach Umrechnung der Einheiten die Förderleistung - z.B. in Tonnen pro Stunde - sowie die zu einem beliebigen Zeitpunkt erfasste Menge.

 

Was gibt es bei der Parametrierung und Kalibrierung zu beachten?

Die Parametrierung unterscheidet sich etwas von der einer statischen Waage. Zusätzlich zum Wägezellensignal muss hier auch noch der Geschwindigkeitsaufnehmer parametriert und ggf. der Neigungssensor kalibriert werden. Darüber hinaus gibt es eine Fülle Bandwaagen-spezifischer Parameter, wie etwa die Wägelänge und Nullstell-Bandlänge festzulegen.

Uns ist bewusst, dass die Kalibrierung mit Material hohe Anforderungen an die Logistik am Einsatzort stellt und ohnehin schon ein anspruchsvoller Prozess ist. Daher hat SysTec sehr viel Wert auf einfache und unmissverständliche Bedienbarkeit im Kalibrierdialog gelegt. Die Kalibrierung wird üblicherweise in regelmäßigen Abständen durchgeführt - oder zur Fälligkeit der Nacheichung.

 

Wann muss eine Bandwaage eichfähig sein und welche Wägeterminals sind geeignet?

Die Eichung ist Voraussetzung für den Handel mit Waren. Erfolgt der Handel auf Basis der Menge des Schüttgutes muss die Menge mit Hilfe einer geeichten Waage bestimmt werden. Unsere Wägeterminals IT3  BELTIT6000E  BELT und IT8000E  BELT sind eichfähig und somit bestens geeignet. Unsere Zulassung erlaubt verschiedene Genauigkeitsklassen bei eichpflichtigen Anwendungen. Letztendlich bestimmt aber die Systemgenauigkeit aller verwendeten Komponenten die Genauigkeitsklasse der Bandwaage. Da sollte das Wägeterminal nicht der „Flaschenhals“ sein. Die Zulassung erlaubt einen flexiblen Aufbau der Bandwaage und lässt viele Freiheiten bei der Wahl von Wägezellen, Krafteinleitung und Geschwindigkeitsaufnehmer.

 

Warum spielt Flexibilität bei der Wägeelektronik eine große Rolle für Partner und Kunden? Und was bieten SysTec-Wägeterminals?

Unsere Partner, die Waagenhersteller und die Anlagenbauer, konstruieren die Bandwaagen und schätzen es, wenn die Wägeterminals ihnen möglichst viel Flexibilität bieten, damit sie wiederum die Waage passgenau an die Wünsche des Endkunden anpassen können. Als Hersteller von Wägeterminals kam für uns somit nur der herstellerübergreifende Anschluss von analogen Wägezellen in Frage, um unseren Nutzern ein Höchstmaß an Flexibilität zu bieten. Auch die freie Programmierbarkeit mit RTC WIN  bietet unseren Anwendern Flexibilität.

Darüber hinaus ermöglichen SysTec-Wägeterminals einfache Integrierbarkeit in moderne Steuerungen über die Feldbus-Schnittstellen PROFINET, PROFIBUS DP, Ethernet/IP oder Modbus TCP. Natürlich ist das Analogsignal und der Pulsausgang genauso möglich.

Viele SysTec-Partner sind im Ausland ansässig oder liefern ins Ausland. Eine mehrsprachige Bedienerführung stand daher von Anfang an im Mittelpunkt der Entwicklung.

Last, but not least, setzt SysTec bei Partnern auf Know-how-Transfer. Das spezielle Bandwaagen-Wissen in Bezug auf die Wägeelektronik schulen wir in einem Seminar und bieten telefonische Unterstützung während der Inbetriebnahme.

 

Welche Erfahrungen sind bei der Entwicklung der Bandwaagen-Terminals eingeflossen?

Die Vielseitigkeit und die Zuverlässigkeit der SysTec-Wägeterminals, wie von statischen Waagen bekannt, gibt es natürlich auch bei unseren Bandwaagen-Wägeterminals. Das altbewährte ADM (Analog-Waagenanschluß-Modul) mit seiner hohen Zuverlässigkeit, minimalen Beeinflussbarkeit durch Störeinflüsse und höchster Präzision kommt auch bei der Bandwaagen-Elektronik zum Einsatz.

Aber der oben genannte Know-how-Transfer funktioniert nicht nur in einer Richtung, sondern wir profitieren auch von der Erfahrung unserer Kunden. Immer wieder werden neue Anforderungen und Wünsche an uns herangetragen, auf die wir dann reagieren und die dazu führen, dass unsere Wägeterminals immer leistungsfähiger werden. Letztes Beispiel ist hier die Implementierung der dynamischen Neigungskompensation für die Software BELT  E.

So wurden für den Betreiber hilfreiche Funktionen integriert, wie z.B. die Protokollierung in eine Datei, der Ausdruck auf einem Netzwerkdrucker und die Datenübertragungen zu einer PC-Software. Bauteile und Optionen aus dem bereits vorhandenen Portfolio, wie z.B. Schnittstellen, Ein- und Ausgabe-Module sind kompatibel und schnüren ein umfassendes Paket an Optionen für den kundenorientierten Einsatz.

Unsere Softwaretools spielen natürlich auch eine wichtige Rolle. Der IT CONFIGURATOR, PC ReadIT  und PC ScaleView  dienen dazu, die Bandwaage komfortabel in Betrieb zu nehmen, Prozessdaten zu speichern oder die Gewichtsanzeige auf einen PC Bildschirm zu spiegeln. Sie formen einen nahtlosen Übergang vom Messinstrument zum Wägen und Dosieren.

 

Wägen und Dosieren stehen gewöhnlich in engem Zusammenhang. Ist das bei Bandwaagen ähnlich?

Ja, Bandwaagen werden ebenfalls oft zum Dosieren voreingestellter Mengen verwendet. LKW, Bahnwaggons oder auch Schiffe werden befüllt, wobei die Dosierung sehr genau sein muss. Ein Überladen sollte verhindert werden und die Lademenge möglichst gut erreicht werden. Nur so arbeitet man optimal und effizient. Unsere Dosierfunktion entspricht dabei den höchsten Ansprüchen in Bezug auf die Dosiergenauigkeit mit entsprechender Steuerung des Dosierorgans und der Förderbänder.

 

Wie wird mit den Wünschen der Kunden umgegangen?

Wir sind in stetem Dialog mit Kunden und Partnern. SysTec reagiert agil auf die Anforderungen des Marktes. So haben wir eine Neigungs-Kompensation über Neigungssensorik implementieren können, um auch in Anlagen mit veränderlicher Bandneigung sicher und genau wiegen zu können.

Allgemein bietet die Parametrierung unserer Bandwaagen-Terminals bereits ein sehr hohes Maß an Flexibilität. Sie lassen sich mit wenigen klar verständlichen Parametern sehr einfach an die unterschiedlichsten Anwendungsfälle anpassen.

Aber auch wenn wir denken, den Markt und die Anforderungen an Bandwaagen gut zu kennen, überraschen uns unsere Kunden von Zeit zu Zeit mit speziellen Anfragen. Aber wer SysTec kennt weiß, dass wir nahezu alles ermöglichen und wir uns den Herausforderungen stellen. Unsere Flexibilität erlaubt es, kundenoptimierte und individuelle Softwarelösungen für IT6000E  BELT  und IT8000E  BELT  zu entwickeln. Unser motiviertes Softwareentwickler-Team freut sich schon auf die nächste Herausforderung.

 

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